Deutung

Mit freundlicher Genehmigung der Autoren aus dem Heft:
MÖÖKESHÜSS, Versuch einer Deutung,
Schönberner / Ries, 2000, Herausgeber: Egon Schönberner

(Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers)

Seitdem die Karnevalsgesellschaft Queekespiere aus Keppeln den Orden für Verdienste um Brauchtum und Mundart am Niederrhein stifteten, erreichte uns häufig die Frage:

Was versteht man unter Möökeshüss?

Dieser Orden, der auch „Orden van et Möökeshüss“ genannt wird und inzwischen 25 Mal an Gruppen und Einzelpersonen verliehen wurde, hat im Laufe der Jahre an Bedeutung gewonnen und einen hervorragenden Platz im Kreise der Verdienstorden eingenommen.

Gehen wir bei der Deutung von dem einzigen Wort in unserem Dialekt aus, in dem die Silbe „Mööke“ noch gebräuchlich ist, nämlich „Göölemööke“, dann bedeutet „Mööke“ Tante. Denn Göölemööke übersetzen wir mit Patin, Patentante.
Diese Annahme wird noch gestützt durch die Keppelner Nachbarn, den Pfälzern in Louisendorf, bei denen man heute noch hört: „Stinnemääke“, „Dinnemäkke“, „Annemääke“ also Tante Stina, Tante Dina, Tante Anna.
Da also in unserem Dialekt uns „Mööke“ lediglich noch in dem Begriff „Göölemööke“ – Patin begegnet und in einem, nur noch wenig bekannten Ausdruck : „Dat es noch en felle Mööj“, in der Bedeutung: „Die es noch rapp op de Been“ = Sie ist noch gut zu Fuß, liegt der Schluss nahe, Möökeshüss sei das Haus der Tante.
Diese Interprtation ging von der Überlegung aus, das Wort Mööke, das wir nur noch in dem Wort Göölemööke vorfinden, hieße demnach (Paten)-Tante.

Gespräche mit Niederländern aus dem Grenzbereich, als auch mit Gewährspersonen „üt es Leeg öm Kranenbörg“ brachten mich auf eine andere und wie mir scheint plausiblere Auslegung des Wortes „Mööke“. Mutter => Mooder, Mojjer (Keppeln), Muuder (Kranenburg), oder im Niederländischen => moeder, werden in der Verkleinerungsform zu Moodertje, Mööderke, Muuderke, Mööjerke.
Dass daraus folgerichtig in der Koseform Mööke oder, wie Nachforschungen im niederländischen Grenzgebiet ergaben, Mökke oder Mukke wurde, war somit vorgegeben.
Und so fand ich dann auch in einem niederländischen Wörterbuch (van Dale: Groot woordenboek - Duits – Nederlands – Nederlands – Duits, Utrecht/Antwerpen, 1990) das dort noch recht selten gebrauchte Wort:
Moeke [het, de (v)] 0.1 Mutti [v10], Mütterchen [0.14] => [als aanspreking] Mutti * 2.1 een gesellig(e) – ein gemütliches Muttchen.
Demnach hieße auch, und das scheint mir wahrscheinlicher, Göölemööke : Paten-Mütterchen und würde auch die „geistliche Verwandschaft“ der Patin zum Patenkind und vor allem auch die Aufgaben der Paten deutlich machen.
Dass es sich hier jedenfalls um eine innige Verwandschaft, eine innere Beziehung, eine feste Bindung, handelt, liegt klar auf der Hand. Patin und Mütterchen – hat das etwa damit zu tun, dass die Patin des ersten Kindes in der Regel die Oma – Mutter – Mütterchen- war?
Auf jeden Fall hat die Patin in der Welt unserer Vorfahren eine große verantwortungsvolle Aufgabe, wie in dem Begriff „Mutter“ angedeutet, übernommen.
In diesem Zusammenhang erscheint es mir noch wichtig zu sein die erste Silbe des Wortes Göölemööke / Göölemööj zu ergründen. Gööle, ein Wort, im Selfkant und im nördlichen Rheinland, insbesondere am Niederrhein bekannt, und setzt sich in den benachbarten niederländischen Dialekten fort, ist eine Ableitung des althochdeutschen Wortes „gota“ und bedeutet Patin.

Für die Keppelner bedeutet Möökeshüss das zu Hause - Keppeln - !
Sagt der Keppelner: „Ek gon nor Möökes Hüss“, so meint er, er geht nach Hause, „nor Hüss“, „nor sinnen t’Hüss“, >nach seinem zu Hause<. Hier gehört er hin, hier ist seine Heimat.
Im Laufe der Jahre hat sich der Begriff „Möökeshüss“ nur auf das Dorf Keppeln bezogen und wurde auch als Synonym für „Keppeln“ gebraucht.
So ist es nicht verwunderlich, sondern selbstverständlich, wenn sich, wie ich in einer Unterhaltung erlebte, ein Keppelner sich äußert:
Wennigstens twee keer in’t Joor mot ik in Möökeshüss gewässt sin!
Das dieser Begriff durchaus gebräuchlich war, zeigt uns auch das Foto einer Kaffeetafel in dem Buch : Uedem, Wet gej noch wij’t frugger was? (S. 246)
„Auf dem Bild sehen wir einen Caffeeclub im Möökeshüss, zu dem sich die Nachbarsfrauen von Olbershof (Neu), an der Ecke Klever Straße – Kühnenstraße, zusammengefunden hatten.“
Ebenso ergibt sich der selbstverständliche Gebrauch des Wortes „Möökeshüss“ für Keppeln aus einem Gedicht von Rudolf Matthay aus dem Jahre 1913.
Es ist hier nicht nur der Begriff „Möökeshüss“ (für Keppeln) ausschlaggebend, sondern vielmehr klärt der Inhalt dieser Zeilen, was das Wort „Möökeshüss“ ausdrückt.

 

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